Agnieszka Brugger agnieszka-brugger.de

Aktuelles

bei der Gedenkstätte Buchenwald

Gestern haben wir zum Auftakt der vier Tage Fraktionsklausur von der Grünen Bundesfraktion in Weimar als Fraktionsvorstand die Gedenkstätte Buchenwald besucht und haben der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Wir haben auch über die Herausforderungen einer auf die Zukunft gerichteten Bildungsarbeit und erfahrbaren, lebendigen Erinnerungskultur gesprochen.

Erinnern, Gedenken und auch die emotionale Auseinandersetzung mit den düstersten Kapiteln unserer Geschichte birgt eine Aufforderung zur Wachsamkeit und Wehrhaftigkeit im Heute, wo Menschen diskriminiert, abgewertet und bedroht werden und einzelne Gruppen versuchen, unsere Demokratie zu schwächen und zu beschädigen. Wehret den Anfängen - das ist unsere Verpflichtung.

Obwohl ich selbst schon mehrfach in Buchenwald war, nimmt es mich nicht nur jedes Mal emotional sehr mit, sondern auch ich lerne immer etwas Neues. Gestern haben wir unter anderem die Restaurierungswerkstatt besucht, bei der Schüler*innen und Interessierte unter fachlicher Anleitung selbst anhand von auf dem Gelände gefundenen Objekten immer mehr neues Wissen regelrecht freilegen.

So wurde in den letzten Jahrzehnten einiges entdeckt, was bereits fast oder sogar ganz verloren gegangen war.

Besonders berührt und bewegt mich aber wie Menschen unter dem Terror dieses Grauens Mut zur Solidarität und Widerstand gefunden haben.

So haben die Häftlinge in dem Lager, das immer größer wurde, die chaotischen Zustände genutzt, um hunderte von Kindern vor der Deportation in andere Konzentrations- und Vernichtungslager zu retten. Fast per Zufall hat man vor ein paar Jahren auch erst entdeckt, dass der Bauhäusler Franz Ehrlich, der gezwungen wurde das Eingangstor mit der berühmten und von den Nazis in einer Perversion verdrehten Aussage "Jeden das Seine" in Bauhaus-Typographie (!) gestaltet hat. Das war sicher nicht im Sinne der menschenverachtenenden Betreiber des Lagers. Auch das ein stiller Protest und ein heimlicher Akt des Widerstandes.

Bei der bestialischen Verbrennungsanlage haben wir über die Rolle des Unternehmens, dass diese furchtbaren Verbrennungsöfen hergestellt hat, gesprochen oder über den kleinen Zoo, der direkt neben dran stand. Und während Leichen den Flammen regelrecht zum Fraß vorgeworfen wurden, vergnügten sich die SS-Mitglieder mit ihrer Familien direkt haben dran. Die Tiere wurden besser behandelt als die Tausende von Häftlingen, die ein paar hindert Meter weiter entfernt unter schrecklichsten Bedingungen ihrer Freiheit beraubt und gequält wurden.

Neben den Gräueltaten im Konzentrationslager selbst haben wir uns dabei auch ausgetauscht über die Geschichte des Sowjetischen Speziallagers sowie über die Art wie in der DDR viele Aspekte in einer staatlich gelenkten und verordneten Form Gedenken verloren gegangen sind.

Mein Besuch bestärkt mich einmal mehr darin, dass wir mehr Unterstützung und Mittel für diese wichtige Arbeit brauchen, denn wie viele andere Gedenkstätten und Erinnerungsorte können bei den bestehenden Kapazitäten bei Weitem nicht alle Anfragen für Besuche und Informationsfahren bedient werden.

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