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Krieg und Frieden – Kein zu großes Thema für Bad Waldsee

   

Agnieszka Brugger und die Journalistin Andrea Böhm, von 2013 bis 2018 die Nahost-Korrespondentin der ZEIT mit Sitz in Beirut, diskutierten in Bad Waldsee über deutsche Außen- und Sicherheistpolitik und die Rolle Deutschlands in der Welt. Corinna Kreidler, Sprecherin des Grünen-Ortsverbandes und moderierte den Abend.

Der Ortsverband von Bündnis 90 / Die Grünen und die Stadtbuchhandlung hatten zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Krieg und Frieden – Deutschlands Rolle in der Welt“ eingeladen. Trotz der widrigen Wetterbedingungen war die Stadtbuchhandlung voll besetzt und bot einen schönen Rahmen für die Veranstaltung. Nach Begrüßung durch die Hausherrin Susanne Lorinser stellte Corinna Kreidler, Sprecherin des Ortsverbandes und Moderatorin des Abends, einleitend die Frage, ob dies möglicherweise ein zu großes Thema für das kleine Bad Waldsee sei. Ihrer Meinung nach hatte Bad Waldsee spätestens Ende 2015 sein „Rendevouz mit der Globalisierung“ (Wolfgang Schäuble), als die Stadthalle zur Notunterkunft für geflüchtete Menschen umfunktioniert wurde, und spätestens seit diesem Zeitpunkt ist klar, dass Kriege in anderen Teilen der Welt auch Auswirkungen auf uns im friedlichen Oberschwaben haben. Also kein zu großes Thema für die Kurstadt.

Die Journalistin Andrea Böhm, von 2013 bis 2018 die Nahost-Korrespondentin der ZEIT mit Sitz in Beirut, begann den Abend mit einem Einführungsvortrag zu ihrer Arbeit vor Ort. Sie berichtete, wie man sich als Journalistin in einem solchen Krisenumfeld bewegt und wie meist die Tagesaktualität die Themen diktiert. Zum Beispiel schockierten die vom „Islamischen Staat“ medienwirksam inszenierten Schrecken Politik und Weltöffentlichkeit. Gleichzeitig rückte dadurch der Blick auf Assads Verbrechen am syrischen Volk zeitweise in den Hintergrund. Sie habe aber auch immer versucht der deutschen Leserschaft zu vermitteln, dass es selbst in Bürgerkriegsländern einen Alltag gibt und wie die Menschen z.B. damit beschäftigt sind, einen sicheren Schulweg für ihre Kinder zu organisieren.

Anschließend erfolgte eine Diskussion deutscher Außenpolitik, zusammen mit Agnieszka Brugger, Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen mit Wahlkreis in Ravensburg. Es begann mit der Frage, was mehr deutsche Verantwortung in der Weltpolitik eigentlich konkret heißen könnte oder sollte: ob es darum geht, dass Deutschland mehr bezahlt, mehr Militär einsetzt oder sich vor allem im Bereich der zivilen Konfliktbearbeitung stärker engagieren müsste. Es wurde auch die Frage nach der Glaubwürdigkeit deutscher Außenpolitik gestellt und ob diese nicht vor allem von wirtschaftlichen Interessen dominiert wird, zum Beispiel wenn die Bundesregierung entgegen der Abmachungen im Koalitionsvertrag weiter Waffen an Saudi-Arabien liefert, obwohl das Land diese Waffen im Krieg im Jenem einsetzt. Weniger bekannt ist, dass außerdem auch die Vereinigten Arabischen Emirate – ebenfalls unter den Top 10 der Kunden deutscher Rüstungsbetriebe – sich im Schatten von Saudi Arabien im Jemen militärisch positionieren und sich zu einem nicht zu unterschätzenden Akteur in der Region entwickeln. Zuletzt wurde die Frage diskutiert, ob eine stärkere Rolle Europas in der Sicherheitspolitik wünschenswert wäre. Der Idee einer europäischen Armee erteilten beide Fachfrauen eine Absage, dies sei für lange Zeit keine realistische Option, da gerade im militärischen Bereich die EU-Mitgliedsstaaten noch immer betont nationale Interessen und Prioritäten verfolgen. Andrea Böhm schlug als kurzfristiges Ziel z.B. vor, europäische Kontingente für UN-Blauhelmmissionen bereit zu stellen, was ein machbarer und, trotz aller Mängel solcher Missionen, unterm Strich positiver Beitrag zur Eindämmung internationaler Konflikte sein könne.

Hier geht es zum Bericht der Schwäbischen Zeitung.

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