Agnieszka Brugger MdB, Sprecherin für Sicherheitspolitik und Abrüstung der Bundestagsfraktion
Bündnis 90/Die Grünen
Liebe Leserin, lieber Leser,

das Ergebnis der Wahlen in den Vereinigten Staaten bedeutet für uns Europäerinnen und Europäer vor allem eines: Wir müssen jetzt mehr denn je zusammenrücken und uns noch entschlossener für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft stark machen. Es war eine böse Überraschung, dass Donald Trump trotz seiner populistischen, sexistischen und rassistischen Rhetorik die Präsidentschaftswahl gewonnen hat. Wir in Europa müssen in der künftigen Zusammenarbeit mit den USA gemeinsam und selbstbewusst die Werte Freiheit, Solidarität und Weltoffenheit vertreten.

In der Türkei markieren die aktuellen Festnahmen kurdischer Oppositions-Abgeordneter einen neuen Tiefpunkt in der dramatischen Entwicklung des Landes. Erdogan zertrümmert Tag für Tag die Fundamente der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie. Was muss noch passieren, damit die Bundesregierung endlich den schäbigen EU-Türkei-Deal aufkündigt und klare Worte gegenüber dem türkischen Präsidenten findet? Die kleinen Hoffnungsschimmer, die ich während meiner Delegationsreise zum Luftwaffenstützpunkt in Incirlik wahrgenommen habe, sind leider mittlerweile vollständig verflogen.  

Mit dem aktuellen Rüstungsexportbericht für das erste Halbjahr 2016 schlägt die Bundesregierung ihren eigenen, beschämenden Vorjahresrekord. Besonders erschreckend und bestürzend sind die Waffenlieferungen an das kriegführende und menschenverachtende Regime Saudi-Arabiens. Aber auch die im Vergleich zum Vorjahr immens gestiegenen Lieferungen an die Türkei sind gerade genau das falsche Signal. Exporte von Rüstungsgütern in Krisenregionen, an Kriegsparteien und an Akteure, die Menschenrechte verletzen müssen endlich gestoppt werden. Ein strenges Rüstungsexportgesetz ist längst überfällig, damit dieser verheerenden Praxis der letzten Jahre ein Ende gesetzt wird. Dafür habe ich aus der Opposition viele Jahre gekämpft und dafür möchte ich mich auch in Zukunft weiter einsetzen.

Frieden, Sicherheit und Menschenrechte sowie ein solidarisches, tolerantes und gutes Miteinander – das sind meine Herzensthemen, für die ich mich in den nächsten Jahren gerne weiter als Eure Abgeordnete im Parlament und vor Ort im Wahlkreis stark machen möchte. Ich will dazu beitragen, dass die Politik im Lande immer grüner wird und wir an die tollen Erfolge unserer letzten Landtagswahl anschließen können – im Allgäu und in Oberschwaben, in Baden-Württemberg und in ganz Deutschland.

Gemeinsam mit Euch möchte ich zeigen, dass nur eine faire, spannende und lebendige Demokratie den billigen Populismus besiegen kann. Was ich darüber hinaus für die nächsten Jahre vor habe, wie ich mir eine verantwortungsvolle Außen- und Sicherheitspolitik vorstelle und warum ich glaube, dass es im nächsten Bundestag starke Grüne braucht, könnt Ihr in meiner Bewerbung für die Landesliste nachlesen, die am 19. und 20. November auf dem Parteitag in Schwäbisch Gmünd gewählt wird. 

Herzliche grüne Grüße

Foto: Michael Ecker
"Ja zu Europa - Mut zur Veränderung" Diskussion bei Oberschwabengrün
Bei einem gemeinsamen Gespräch mit Maria Heubuch und Eugen Schlachter über das europäische Friedensprojekt waren wir uns einig: Die Europäische Union ist und bleibt unsere Zukunft. Gleichzeitig wollen wir uns für ein starkes, solidarisches, ökologisches und bürgernahes Europa einsetzen. Das wird auch in der grünen Erklärung "Ja zu Europa - Mut zur Veränderung" deutlich.

Foto: Bodo Klose / Eine Welt Theater
Beeindruckender Aktionstag "Menschen auf der Flucht" in Ravensburg

Die Agendagruppe "Eine Welt" veranstaltete am 1.Oktober einen gut besuchten und aufrüttelnden Aktionstag in Ravensburg. Unter dem Jahresmotto „Menschen auf der Flucht – Ursachen, Herausforderungen, Chancen“ gab es Aktionen von Pax Christi, amnesty international und dem großartigen Eine-Welt-Theater. Ich habe auf der Bühne bei Fragen zu Rüstungsexporten, Fluchtursachen und Menschenrechtsverletzungen in Kriegsgebieten Rede und Antwort gestanden.
Foto: CJD Bodensee-Oberschwaben
Tolles Engagement: Jugendmigrationsdienst Ravensburg 
Beim Jugendmigrationsdienst in Ravensburg konnte ich mich im direkten Gespräch über die Arbeit für junge Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund informieren. Es war eine völlig verfehlte Idee der schwarz-roten Koalition, dieser wichtigen Einrichtung ursprünglich auch noch die Gelder kürzen zu wollen. Der Besuch hat mich bestärkt: Für diese engagierten Menschen und ihren tollen Einsatz braucht es dringend mehr und nicht weniger Mittel.
Dieser Besuch lohnt sich immer: Eröffnung der Oberschwabenschau
Auch dieses Jahr habe ich mir den Besuch der Landwirtschafts- und Verbrauchermesse Oberschwabenschau nicht nehmen lassen. Gemeinsam mit unserem Minister Manne Lucha hatte ich einen schönen, informativen Tag und konnte viele spannende Gespräche führen.
Foto: Martin Bliedung / photocase.de
Deutschland blockiert die Ächtung von Atomwaffen
Ende Oktober haben die Vereinten Nationen über die Aufnahme von Verhandlungen über ein Atomwaffenverbot abgestimmt - Deutschland gehört hier zu den wenigen Gegnern. Mein völliges Unverständnis über diese Entscheidung bringe ich in einer Pressemitteilung zum Ausdruck. Die taz berichtet ausführlich über diese mutlose Entscheidung, die die Bundesregierung wenig überzeugend und ziemlich enttäuschend in der Antwort auf meine kleine Anfrage  begründet. 

Stärkung des Biowaffenübereinkommens
Auch die schwarz-rote Koalition bringt einmal etwas Vernünftiges zu Papier und forderte in einem Antrag Schritte zur Stärkung des Biowaffenübereinkommens. In meiner Bundestagsrede mache ich deutlich, dass, wer das Biowaffenübereinkommen stärken will, eigentlich nicht gegen einen Verbotsvertrag bei Atomwaffen sein kann.  
Kritischer Rückblick: Fachgespräch 15 Jahre "War on Terror"
Zusammen mit Omid Nouripour habe ich im Rahmen eines Fachgesprächs einen kritischen Rückblick auf die Anti-Terror-Politik der letzten 15 Jahre geworfen. Beim ersten Panel sprachen wir über die Auswirkungen für die Menschenrechte. Im von mir moderierten zweiten Panel diskutierten wir mit Dr. Bibi van Ginkel (Wissenschaftlerin am Clingendael Institute und am International Centre of Counter-Terrorism), Prof. Dr. Dr. Hans-Joachim Giessmann (Direktor der Berghof-Foundation) und Matthias Gebauer (Chefredakteur Spiegel Online) über die Verfehlungen der letzten Jahre im Kampf gegen den Terrorismus, notwendige nachhaltige Strategien und Instrumente der zivilen Krisenprävention. Ziel war es, Lehren und Perspektiven für eine verantwortungsvolle Sicherheitspolitik zu ziehen.
Militärischer Abschirmdienst
Die Sicherheitsüberprüfung von Bundeswehrbewerber*innen ist an sich nicht kritikwürdig – aber nicht durch den Militärischen Abschirmdienst. Eine grundsätzliche Neuaufstellung der deutschen Geheimdienste, inklusive der Auflösung des MAD, wäre aus vielen Gründen geboten gewesen. Ausführlichere Informationen zu unserer grünen Position in Bezug auf die Neuaufstellung der Geheimdienste gibt es in unserem Positionspapier
Schwarz-Rote Verantwortungslosigkeit bei den Rüstungsexporten
Die Zahlen im Rüstungsexportbericht für das erste Halbjahr 2016 zeigen, dass die Bundesregierung ihren eigenen beschämenden Vorjahresrekord bei den Rüstungsexporten schon wieder toppt. Die Bundesregierung genehmigt ungehemmt Waffen in alle Welt und hat ihre strengen Rüstungsexportrichtlinien offensichtlich in die Tonne gekloppt. Darüber berichten die Tagesschau, die Stuttgarter Zeitung, die Süddeutsche Zeitung und der Deutschlandfunk.

Gabriels leere Versprechen - Ewiges Warten auf ein strenges Rüstungsexportgesetz
Gabriel hat öffentlich mit dem Gedanken gespielt, die grüne Idee eines Rüstungsexportgesetzes aufzugreifen. Das war allerdings nur heiße Luft, aus diesen großspurigen Ankündigungen ist eine mickrige Inszenierung von Gesprächen geworden. Über meine dazu gestellte schriftliche Frage berichtet die taz.

Von Saudi-Arabien im Jemen eingesetzte deutsche Bomben von Rheinmetall beweisen außerdem, dass auch das europäische Rüstungsexportregime dringend verschärft und gestärkt werden muss. Das Rüstungsunternehmen hat über eine italienische Tochterfirma Waffendeals mit Saudi-Arabien abgeschlossen und so skrupellos die deutschen Rüstungsexportrichtlinien umgangen.  

 

Dramatische Entwicklungen in der Türkei und Rückschau auf meine Incirlik-Reise
Es erschüttert mich, wie sich seit der Delegationsreise des Verteidigungsausschusses nach Ankara, Incirlik und Izmir die Lage in der Türkei verschlimmert hat und wie Erdogans Schritte hin zu einer türkischen Autokratie immer brutaler und skrupelloser werden.
Im Vorfeld der Reise habe ich mit der Südwest Presse über meine Erwartungen gesprochen.

Direkt nach meinem Aufenthalt waren die Eindrücke noch sehr gemischt: Trotz kleiner Hoffnungsschimmer, überwog allerdings die Kritik und Sorge angesichts des andauernden Ausnahmezustandes. Über die vielen Eindrücke habe ich mit dem SWR  und der Schwäbischen Zeitung gesprochen.

Angesichts der dramatischen Entwicklungen und der Inhaftierung von politischen Oppositions-Abgeordneten rücken die weiteren Debatten um Incirlik in den Hintergrund, obwohl es auch hier Anlass zur Kritik an der türkischen Seite gibt. Derzeit bemühen sich andere Abgeordnete vergeblich, die Soldat*innen auf dem Luftwaffenstützpunkt zu besuchen. Unklar ist auch, wie es mit den notwendigen Baumaßnahmen zur Verbesserung der Unterkünfte weitergehen wird. Ich verstehe nicht, warum die Bundesregierung einfach so weiter macht wie bisher und das entsprechende Mandat zu Incirlik von der Koalition abgenickt wird. 
Foto: madochab / photocase.de
Syrien/Irak: Nein zur Koalition der Willigen
Der Einsatz gegen den IS in Syrien und im Irak findet im Rahmen einer Koalition der Willigen statt – das ist nicht mit der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes vereinbar. Zudem ist es ein Riesenproblem, dass die Staaten in der Region sowie in der Allianz ihre eigenen, teils widersprüchlichen Interessen zum Leid der Menschen vor Ort verfolgen. Mehr zu den Gründen, warum ich die geplante Verlängerung und Ausweitung des Mandats ablehne, erfahrt Ihr in meiner Rede im Bundestag.
Rüstungsmisere im Verteidigungsministerium
Ursula von der Leyen bekommt das Chaos im Rüstungsbereich nicht in den Griff – das zeigt nicht nur der aktuelle Rüstungsbericht, in dem auch drei Jahre nach ihrem Amtsantritt nach wie vor von massiven Problemen zu lesen ist. Die Verzögerung bei der Beschaffung des Mehrzweckkampfschiffes 180 ist hier nur eines von vielen Beispielen. 

Völlig unverständlich ist vor allem die Beschaffung von fünf zusätzlichen Korvetten für die Marine, mit der sich zwei Haushaltspolitiker ein Wahlkreisgeschenk machen wollen. 

Aber auch die Debatte um das Sturmgewehr G36 ist noch lange nicht zu Ende.

Angesichts so vieler Probleme wollte die Verteidigungsministerin ihren Mitarbeiter*innen scheinbar einen Maulkorb verpassen. Das hätte die Folge, dass Soldat*innen und Ministeriumsmitarbeiter*innen nicht mehr offen mit mir und meinen Kolleg*innen sprechen dürften. Auch wäre das der Ausdruck einer völlig falschen Führungskultur, die die Bundeswehr um Jahrzehnte zurückwerfen würde. Es braucht mündige und kritischen Soldat*innen statt Marionetten, die den nichtssagenden Ministeriumssprech runterbeten. 
Sie wollen sich austragen? Kurze Mail an agnieszka.brugger@bundestag.de genügt