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Namaste Indien

Vorletzte Woche war ich für für eine Woche in Indien. Zwei Jahre ist es her, dass ich das letzte Mal dort war, damals mit Außenministerin Annalena Baerbock. Diesmal war ich mit dem trilateralen „Global Dialogue“-Programm der @BoschStiftung in Zusammenarbeit mit @GPPI_berlin & dem australischen National Security College in Delhi und Mumbai unterwegs, unter anderem mit meiner lieben Bundestagskollegin @saranannni sowie einigen weiteren deutschen & auch australischen Abgeordneten. Das war eine der spannendsten und lehrreichsten Reisen, die ich je hatte. Vom Gespräch mit Außenminister @drs.jaishankar über eine Führung durchs Parlament, Gespräche mit indischen Abgeordneten und zahlreichen Treffen zu Themen wie Außen- und Sicherheitspolitik, Geschlechtergerechtigkeit, Digitalisierung, Energie, Demokratie & Klima mit Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft bis zum Besuch das größten Slums in Indien war so ziemlich alles mit dabei und ich bin immer noch dabei meine so vielfältigen Eindrücke für mich zu sortieren. Warum es aus deutscher Sicht so wichtig ist, mehr von Indien zu wissen & genauer hinzuschauen, erzähle ich euch hier hier:

Indien

Land der Mrd. Gesichter und damit auch größte Demokratie der Welt

Indien hat mehr als 1,4 Mrd. Einwohner*innen – und ist damit das bevölkerungsreichste Land der Welt. So viele Menschen, so viele Sprachen, so viele Regionen, so viele Religionen. Reich und Arm. Eigentlich sollte man in dieser Hinsicht Indien weniger mit Deutschland, sondern mehr mit der EU vergleichen. Ein Gesprächspartner sagte am Rande eines Treffen zu mir „Wenn etwas in Indien wahr ist, dann ist zugleich das Gegenteil oft auch wahr. Du entscheidest, was du über Indien glaubst.“ In einer Diskussion um die sehr komplizierte indische gesellschaftliche und politische Realität hat jemand gesagt: Demokratie ist unsere Antwort, um die vielen Spannungen zu entschärfen. Ein sehr schöner Gedanke.

In der Tat ist die letzte Wahl im Kern sehr gut abgelaufen. Zugleich haben uns auch viele indische Gesprächspartner*innen berichtet, wo sie Probleme & Herausforderungen sehen. Von der extremen Ungleichheit & der großen Armut, von den fehlenden Jobs für junge Menschen, der Gewalt gegen Frauen oder der Zunahme der religiösen Spannungen, gerade mit Blick auf das Konzept des Hindu-Nationalismus und die Art und Weise wie Premierminister Modi mit seiner Politik die Gräben bewusst vertieft hat.

 

Wichtiger Partner in einer extrem wichtigen Region

Klimakrise, Fachkräftemangel, sichere Lieferketten, neue Technologien oder Stabilität & Frieden im Indo-Pazifik oder im Weltraum & so viele Fragen mehr: Indien macht immer wieder deutlich, dass sie Teil der Lösung sein wollen. Gerade wer nicht möchte, dass sich die Welt bei den Antworten auf globale Herausforderungen anhand veralteter Konfliktlinien in den alten Westen & den globalen Süden spaltet, ist mehr als gut beraten, die Kooperation mit einem Staat wie Indien zu suchen. Auch wenn es schon sehr viele Projekte der Zusammenarbeit gibt, haben die aktuell beschlossenen Leitlinien der Bundesregierung "Fokus auf Indien" wie auch die hochrangigen deutsch-indischen Regierungskonsultationen, die fast gleichzeitig mit unserer Reise stattgefunden haben, den Willen unterstrichen, das alles zu vertiefen & zu verstärken. Gerade den klaren Blick auf eine immer aggressivere chinesische Außenpolitik habe in den Debatten sehr geschätzt, während ich zu Indiens Politik mit Blick auf Russlands Krieg in der Ukraine einigen Widerspruch habe. Die Reise hat mir sehr geholfen, nachzuvollziehen wie man in Indien auf diesen Krieg schaut, was sich in Nuancen im letzten Jahr geändert hat & woran das möglicherweise liegen könnte. Meine Hoffnung, dass Indien in einer breiteren Gruppe hier eine Vermittlerrolle einnehmen könnte, war nicht besonders ausgeprägt - nicht weil ich den politisch Verantwortlichen in Indien nicht abnehme, dass sie das nicht wollen. Im Gegenteil. Sondern weil ich auch hier insgesamt einem viel realistischeren Einschätzung auf der Basis von Fakten zu Putins Regime begegnet bin als so bei manchen in Deutschland.

 

Was im Indo-Pazifik geschieht, kann sehr schnell auch den Alltag bei uns betreffen

Auch wenn Indien geografisch weit weg ist, sollten wir verstehen, was dort passiert & wie wichtig unsere Partnerschaften in der Region für Deutschland sind. Wer glaubt, dass uns das alles nichts angeht, hat immer noch nicht verstanden, wie krass etwas, das irgendwo vermeintlich weit weg passiert, auch unsere Sicherheit, unseren Wohlstand oder unsere Lebensgrundlage schützen oder auch gefährden kann. Ob Klimakrise oder unterbrochene Lieferketten, Kriege oder eine Pandemie. Und eine der besten Strategien in einer unsicheren Welt voller Herausforderungen bestmöglich aufgestellt zu sein, besteht darin, viele verlässliche Partner auf der ganzen Welt zu haben. Dafür muss man Interesse haben, den ehrlichen Dialog suchen & selbst zuverlässig da sein, wenn andere unsere Unterstützung brauchen. Zusammenarbeit auf der Basis gemeinsamer Werte, geteilter Interessen & globaler Verantwortung zu gestalten. Das heißt aber weder in allem einer Meinung zu sein, noch Kritik auszusparen an der Innenpolitik von Premierminister Modi oder bei Menschenrechten wegzuschauen. Diese Reise hat mir wieder sehr viel konkrete Ideen mitgegeben, um genau diesen Gedanken mit Leben zu füllen.

Der trilaterale Ansatz mit den unterschiedlichen Perspektiven aus Indien, Australien & Deutschland, die klugen & hochkarätigen Gäste & Impulse, das spannende Programm & die großartige Organisation hat diese Reise für mich so wertvoll gemacht.